Bringen Linkedin und Xing etwas für das Berufsleben?​

2022-10-08 02:12:44 By : Mr. Zon Pack

Soziale Medien gehören für viele Menschen mittlerweile zum Alltag. Auch in der Berufswelt geht es vielfach nicht mehr ohne. Aber bringen Karriere-Plattformen wirklich etwas für das Berufsleben?

Egal, ob analog oder digital: „Wer kein gutes Netzwerk hat, der tut sich auf jeden Fall schwerer in der Arbeitswelt“, meint Karriereberaterin und Buchautorin Silke Grotegut („Karriere machen mit Xing, Linkedin und Co.“). Wegen des Fachkräftemangels habe sich der Arbeitsmarkt komplett gedreht, sagt sie. „Deshalb warten die Firmen nicht mehr darauf, dass sich der Richtige schon bei ihnen meldet.“ Vielmehr gingen sie selbst auf die Suche. Da führe der Weg zwangsläufig über digitale Karriere-Netzwerke.

Grotegut weist außerdem auf den sogenannten verdeckten Stellenmarkt hin. Die meisten Jobs seien nicht ausgeschrieben. Firmen besetzen der Coachin zufolge häufig Positionen aus dem eigenen oder aus dem erweiterten Netzwerk – mit Menschen, die sich initiativ beworben haben, durch Mitarbeiter empfohlen oder im Recruitingprozess gefunden worden sind. Auch hier spielen Online-Netzwerke eine große Rolle.

Magdalena Oehl beschreibt das aus der Perspektive der Start-up-Szene. Die stellvertretende Vorsitzende des Start-up-Verbands sagt: „Nur wer sichtbar ist, findet statt.“ Insbesondere bei Gründern hält sie es für sinnvoll, präsent zu sein. Das helfe zum Beispiel, um potenzielle Investoren und Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen.

In Business-Netzwerken erfolgreich unterwegs zu sein, setzt Gesprächs- und Kontaktfreudigkeit voraus. Wer neu ist, sollte zunächst schauen, wen er oder sie auf der jeweiligen Plattform bereits kennt – etwa ehemalige Mitschüler, Kommilitonen oder Teammitglieder.

Magdalena Oehl erlebt häufig, dass man sich nach Events mit neuen Personen vernetzt. Der Schlüssel zum Erfolg sei Kontinuität. Möchte man sich schnell ein aktives, wachsendes Netzwerk aufbauen, müsse man regelmäßig Beiträge schreiben. „Mindestens genauso wichtig ist die Netzwerkpflege, sich also Nachrichten zu schreiben, auf Inhalte zu reagieren und auf interessante Posts hinzuweisen.“

Die Netzwerk-Kontakte sollten unterschiedliche Eigenschaften erfüllen. Qualität stehe aber vor Quantität, sagt Silke Grotegut. Das alles klingt nach viel Planung, Aufwand und Zeit.

Organisations- und Gruppenpsychologin Babette Brinkmann stimmt dem zu. Optimal sei deshalb, wenn es sich nicht als Last anfühlt sowie Kosten und Nutzen im Gleichgewicht stehen. Dann könnten Netzwerke wie Linkedin ein Gewinn sein, so die Professorin an der Technischen Hochschule Köln.

Neben Zeit kosten die Netzwerke mitunter auch Geld, um alle ihre Angebote nutzen zu können. Die Investition kann sich aber lohnen. „Dieses Modell, dass man sein ganzes Berufsleben bei einem Arbeitgeber verbringt, wird es zukünftig in der Form nicht mehr geben“, sagt Silke Grotegut. Irgendwann gehörten regelmäßige Wechsel dazu. Wer dann bereits über ein intaktes Netzwerk verfügt und sichtbar ist, dem gelinge der Neueinstieg schneller.

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