Emotional und sinnlich: Neue E-Klasse zeigt ihr Inneres - n-tv.de

2022-10-01 00:39:34 By : Ms. Tea zhao

Die kühnen Schwünge im Interieur der neuen Mercedes E-Klasse werden durch 68-fach veränderbare Lichtleisten unterstrichen.

Mit der neuen E-Klasse verändert Mercedes nachhaltig sein meistverkauftes Business-Auto. Jedenfalls innen. Eine erste Sitzprobe beweist: Hier wurde verjüngt, dynamisiert und technisch aufgerüstet. Und das mit Beigaben, die es so nicht mal in der S-Klasse gibt.

Zwei 12,3 Zoll große Displays sorgen in der neuen Mercedes E-Klasse für die Systemsteuerung und umfängliche Informationen.

Wie sie außen aussieht, kann noch nicht gesagt werden. Zuerst präsentiert die neue E-Klasse von Mercedes nämlich ihr Innenleben. Und das orientiert sich woran? Natürlich an der S-Klasse. Dennoch ist die E-Klasse anders. Müsste man Begrifflichkeiten für das E finden, dann träfen es wohl emotional, erwachsen und emphatisch am besten. Erwachsen ist das Interieur, weil es ausgereift ist. Da sind gewohnte Dinge wie die Bedienung der einzelnen Komponenten wie Navi, Radio, Media und Telefon über den Druckdrehsteller in der Mittelkonsole oder entsprechende Funktionstasten zu bewerkstelligen, gleichsam -  und das ist emphatisch und ein wenig emotional - können die Funktionen jetzt auch über zwei Touchpads im Lenkrad bedient werden.

Zwei Touchpads? Ja, tatsächlich sind es zwei. Das hat seinen Grund darin, dass sich auch zwei vollverglaste 12,3 Zoll große, hochauflösende, extrem flache Displays aneinanderreihen. Während auf dem linken die Fahrdaten präsentiert werden, fungiert das rechte als Steuereinheit und Projektionsfläche aller Annehmlichkeiten. Dazu gehört die schon erwähnte Media-Einstellung ebenso wie die Steuerung der Massagefunktion der neu designten Sitze, zu denen wir aber später noch kommen.

Durch die weiten Schwünge haben die Designer im Innenraum der neuen E-Klasse Raum geschaffen.

Was die Steuerung durch die einzelnen Menüs jetzt angenehmer gestaltet, ist der Umstand, dass die Menüleisten nicht mehr am oberen und unteren Rand des Bildschirms angebracht sind, sondern von der rechten Seite ins Bild rutschen. Die einzelnen Punkte werden dann durch Sliden mit dem rechten Daumen angesteuert und mit einem kurzen Druck bestätigt. Um einzelne Einstellungen schneller zu finden, bauen die sich als größere Ikons im oberen Drittel des Bildschirms auf. Eine nicht unerhebliche Eigenschaft des rechten Monitors ist der Umstand, dass die Darstellungsfläche in Gänze genutzt werden kann oder eben auch zu splitten ist.

Der linke Monitor ist genauso virtuos zu bespielen wie der rechte.  Nur wird der natürlich vorrangig für die Darstellung der Fahrdaten genutzt. Mercedes hat sich hier für drei Anzeigeformen entschieden: Classic, Sport und Progressive. Die ersten beiden Namen sprechen für sich, wobei angemerkt werden muss, dass die Darstellung in Sport überrascht. Die Skalen und Ziffern von Tacho und Drehzahlmesser sind nämlich gelb. Eine Farbe, die Dynamik suggerieren soll, aber nicht so recht zu erklären ist. Es gibt auch keine nennenswerte Referenz dafür. Im Regelfall ist die Darstellung im Sportmodus rot. In der Progressive-Ansicht rückt das Rundinstrument ins Zentrum des Bildes, wobei die Geschwindigkeit hier als Ziffer angezeigt wird. Eine Darstellung, die vor allem an asiatische Hersteller erinnert und nach Aussagen der Designer vor allem auch eine Beigabe für den chinesischen Markt ist.

Wesentlich schlanker als die Polster im Vorgänger zeigen sich die neuen Sitze künftig in der E-Klasse.

Fakt ist, dass letztlich jeder seine Einstellung finden wird. Wichtig ist auch, dass Mercedes bei allen Möglichkeiten darauf verzichtet das Bild mit Informationen zu überfrachten. Klar kann man an die Stelle des Drehzahlmessers jetzt auch das Navi setzen, aber die Rundinstrumente zu verkleinern, in Ecken zu verschieben und das Navi zum Vollbild aufzublasen, geht im Zentralbildschirm für den Fahrer nicht. "Wir wollten die Informationen auf ein brauchbares Maß begrenzen ohne den Fahrer zu überfordern", so Interieur-Designer Gerd Schoettke.

Ein Gimmick soll hier aber nicht unerwähnt bleiben: Im Navi werden die aktuellen Tankstellenpreise angezeigt. Ja, tatsächlich. Da der Bordcomputer weiß, welche Nahrung das jeweilige Triebwerk benötigt, und der Wagen ohnehin mit einer SIM-Karte für den Notruf ausgestattet ist, gibt es die Benzinpreise gratis. Natürlich ist das alles zukunftsweisend. Aber es kann schon sein, dass die Liebhaber der analogen Anzeigegeräte enttäuscht sind. Denn die optische Tiefe kann der Bildschirm auch bei einer Auflösung von 940 x 540 Pixel nicht darstellen.

Allerdings wird der Blick in der neuen E-Klasse nicht am Zentraldisplay kleben. Dazu fordert das Design des insgesamt neu gestalteten Innenraumes auf. Um die klare und flächige Form der zwei großen Monitore im Dashboard aufzufangen, spannt sich jetzt bis in die Türen hinein ein der Rückenmuskulatur eines Sportlers entlehnter Schwung. Während der Nacken von vier Luftauslassdüsen markiert wird und sich nach unten in der Mittelkonsole streckt, zieht der angedeutete Kapuzenmuskel sich bis in die kraftvolle Schulter.

Die Linien der Sitze wurden natürlichen Formen entlehnt.

Optisch belebt wird das Ganze durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien. Während oben neben Karbon oder Aluminium auf Wunsch ein neuartiges Metallgewebe zum Tragen kommt, ist der untere Teil beledert. Um die Trennung hier noch mal zu verdeutlichen, wurde tief zwischen die beiden Elemente ein LED-Band gezogen. Das wiederum lässt sich stufenlos über 64 Farben individualisieren - natürlich per Daumenwisch über das Lenkradtouchpad. Auf die gleiche Weise werden auch die Umläufe der Monitore, die Mittelkonsole, die Türinnenverkleidungen und der Fußraum illuminiert.

Neu sind auch die Sitze in der E-Klasse. Hier haben sich die Designer von der kantigen Form der Rückenlehne verabschiedet und sich der Form eines Torsos bedient. Und tatsächlich orientiert sich die Lehne jetzt an der skulpturalen Form einer Figurette. So sind die Schultern viel schmaler als bei früheren Polstern und um die Kontur noch besser herauszuarbeiten, zieht sich von den weit ausgestellten Seitenwangen eine Art Kragen um die Kopfstütze. Das macht den Sitz optisch extrem schlank, ändert aber nichts an seiner Bequemlichkeit, wie eine erste Sitzprobe bewiesen hat. Zumal die Seitenwangen an Rückenlehen und Sitzauflage in zwei Schichten gepolstert sind. Nun könnte man annehmen, dass dieses Gestühl nur in den höheren Ausstattungen oder für einen ordentlichen Mehrpreis Einzug in die E-Klasse hält. Dem soll nicht so sein: Die Stuttgarter versprechen bereits für die Basisausführung in Stoff alle hier beschriebenen Vorteile.

Klar, wer die berühmte Krümelfalte bei der manuellen Verstellung der Oberschenkelauflage vermeiden möchte, muss für die elektrische Verstellung, die sich wie eine aufgehende Hand nach vorne schiebt, mehr bezahlen. So wie überhaupt für Zugaben wie die Massagefunktion, die neben Entspannung sogar eine Warmsteinmassage bietet. Oder was auch nicht zu verachten ist: Der Beifahrersitz kann mit der sogenannten "Kavaliers-Taste" in Längsrichtung verschoben werden. Was das alles im Einzelnen kostet, wird sich zeigen. Aber eingedenk des Innenlebens darf man auf die neue Außenhaut gespannt sein.