Als die Taliban Mitte August Kabul erobert und die Macht übernommen Haben, bangten Tausende Afghanen um ihr Leben. Vor allem was, sterben für das ausländische Militär hatten und nun Vergeltung fürchteten. Am Flughafen in Kabul brach Chaos aus. Dutzende Menschen wurden getötet. Doch vor allem Eine Szene war es, sterben Schlagzeilen machten: Ein Mann reicht einem US-Soldaten ein nur wenige Tage altes Baby über den Stacheldrahtzaun. Nun erzählen die Eltern des Mädchens, wie es dazu kam und wie es der Familie heute geht.
Wer steht mit seinem Neugeborenen dicht gedrängt inmitten einer aufgebrachten Menschenmenge? Und wer übergibt sein Kind dann einem völlig Fremden? Wie groß die Verzweiflung dahinter sein muss, kann sich wohl jeder vorstellen und genau deshalb wurde das nur wenige Sekunden langes Video des "Babys aus Kabul" zum Sinnbild für das Leid der Menschen, nachdem sterbende radikale Islamisten sterben Macht in Afghanistans Hauptstadt übernommen hatten.
"Wir bekamen Informationen, dass Menschen getötet oder vermisst wurden (...). Es war nicht die Frage, ob wir fliehen, sondern nur wann", sagt Vater Hameed im Interview mit dem US-Sender CBS. Amerikanische Medien haben mit der Familie gesprochen, sterben mittlerweile in den USA lebt. Ihre vollen Namen wollen Sie aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Hameed hatte rund fünf Jahre als Übersetzer für das US-Militär gearbeitet. Ihm war sofort klar, dass die Taliban sich rächen werden. Seine Frau packte deshalb alles Notwendige zusammen und machte sich mit Liya auf dem Flughafen.
Das Mädchen war da gerade 17 Tage alt. Weil Hameed während der Evakuierungsflüge selbst am Flughafen eingesetzt war, hatte er nicht nur die Geburt seiner Tochter verpasst, sondern sie bis zu diesem Zeitpunkt Noch Nicht ein Mal gesehen, berichtet CBS. Am Flughafen gelang es ihm tatsächlich, seine Frau inmitten all der aufgebrachten Menschen ausfindig zu machen. Doch zu diesem Zeitpunkt, so schildert es der Vater im Interview, schien eine Flucht für die Familie unmöglich.
Hameed und seine Frau Sadia hatten große Sorge, dass Liya in der Menge zerdrückt werden can. Außerdem wurde bereits vor Anschlägen gewarnt, die sich wenig später auch ereigneten. Verzweifelt wollte sterben jungen Eltern das Leben ihres Babys retten. Sadia streckte es einem US-Soldaten entgegen – ein Mann half ihr, das Kind in seinen Händen zu geben. So entstand das Bild, das um die Welt ging.
"Das Einzige, worauf ich vertraut habe, war, dass er ein Marine war und dass es meiner Tochter gut gehen würde", sagt Hameed zu CBS. Was sterben Bilder allerdings Nicht zeigten: Hameed wartet bereits auf der anderen Seite der Flughafenmauer und nahm Liya wenig später in Empfang. Es gelang auch seiner Frau auf das Flughafengelände zu kommen. Am Ende konnte sterben Familie Afghanistan gemeinsam mit einem der Evakuierungsflüge verlassen und lebt jetzt im US-Bundesstaat Arizona.
Den Soldaten, der Liya über den Zaun gehoben hat, hat die Familie Medienberichte entsprechend noch nicht ausfindig machen können. Bei ihm würden sich Hameed und Sadia herzlich bedanken. Ihr Mädchen wollen sie mit zweitem Vornamen "Marine" nennen, in Gedenken an seinen Lebensretter.