Waltenschwiler zeigt selbstgebaute Uhren im Ortsmuseum

2022-09-03 00:01:47 By : Mr. shuifa Liu

Der Pensionierte wurde vom Sammler zum Handwerker und baut in seiner Werkstatt fantasievolle Uhren. Vom Zifferblatt bis zum Zahnrad stellt er praktisch alle Teile selber her. Nun stellt er seine Werke im Ortsmuseum Waltenschwil aus, der AZ gewährte er vorab einen Einblick.

Am Anfang passte das ganze Werkzeug für die Restaurierungen auf ein Serviertablett. Mittlerweile hat Anton Stierli sich eine gut ausgestattete Werkstatt eingerichtet. Er arbeitet in seinem Keller, dort stehen unter anderem eine Standbohrmaschine und eine Schleifmaschine. In diesem Raum konstruiert er Pendeluhren, schleift die Zahnräder und justiert die Länge der Pendel. Die Schubladen sind akkurat beschriftet, die Schraubenzieher hängen sauber aufgereiht an der Wand.

Heute baut der Handwerker die unterschiedlichsten Uhren, auf der einen schaukelt oben eine kleine Puppe mit pinken Haaren, auf einer anderen können von der Uhrzeit, über die Kalenderwoche bis zu Mondphase viele Informationen abgelesen werden. Ab Samstag, 27. August, zeigt Stierli eine Auswahl seiner Werke im Ortsmuseum Waltenschwil.

Seine Uhren baut der Waltenschwiler, wenn ihn die Inspiration packt. Stierli erklärt, dass er keine Pläne zeichne: «Ich überlege mir, was ich will. Beispielsweise, ob ich fünf Zifferblätter nehme oder oben eine Figur drauf setzte.» So verbaut Stierli pro Pendeluhr 200 bis 300 Teile, die er fast alle selbst herstellt. «Nur die römischen Zahlen kaufe ich ein», bemerkt der Rentner.

Aber alle Zahnräder kommen aus seiner Werkstatt, egal wie gross oder klein. Die Raffiniertesten darunter haben 62 Zähne. «Ein bisschen Rechnen gehört schon dazu», erklärt der bald 70-Jährige. «Besonders wenn ich eine Mondanzeige einbaue. Eine Mondphase hat 29,5 Tage, das ist schwierig zum Einplanen.» Einen Namen bekommen die Werke nicht, sie sind der Entstehungsreihenfolge nach durchnummeriert.

Im Schnitt sitzt Stierli zwischen 300 und 500 Stunden an einem Zeitmesser. Das nimmt viel Zeit ein, passt aber auch in sein Leben. «Ich brauchte was zu tun für die Pension», erklärt er. «Ich musste vorausschauen und mir eine Beschäftigung suchen.» Zuvor war der Waltenschwiler selbstständiger Tiefbauer.

Der Weg zum Uhrenbauer kam aber nicht von ungefähr. Anton Stierli wurde vom Uhrsammler zum Uhrmacher. Vor 30 Jahren ist er den Zeitmessern verfallen. Seine Frau hat ihm damals zum 40. Geburtstag eine Schwarzwalduhr geschenkt. Kurz darauf musste Stierli daran eine Reparatur vornehmen, das nötige Wissen hat er sich kurzerhand selbst beigebracht.

Ab diesem Punkt nahm seine Faszination für Pendeluhren ihren Lauf. Der Waltenschwiler besuchte Uhrenmessen in der Schweiz und Deutschland, um seine Sammlung zu erweitern. Dort kaufte er nur Stücke, die er auseinanderschrauben und selber restaurieren konnte. Comtoise- oder Burgunder-Uhren sind Zeitmesser, die von 1690 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs in der französischen Region Franche-Comté hergestellt wurden. Diese haben es Stierli besonders angetan. Er mag das alte Handwerk und die Mechanik.

Mittlerweile hat Anton Stierli über 60 Uhren, die meisten davon sind im oberen Stock seines Hauses aufgehängt. Er berichtet stolz:

Ein besonderes Stück der Sammlung steht mitten im Raum. Es ist ein kleines Kirchuhrwerk von 1820, so viel verrät die Inschrift. «In welchem Kirchturm es früher hing», erzählt der Handwerker, «konnte bisher niemand entziffern.»

Auf die Frage, wie er zum Uhrenbauen kam, meint Stierli scherzhaft: «Daran ist meine Schwester schuld.» Sie habe ihm Bilder einer modernen Pendeluhr auf Beinen gezeigt und ihn gefragt, ob er etwas Ähnliches für sie bauen könne.

Mittlerweile hat der Handwerker etwa 20 Zeitmesser gebaut. Viele davon zeigt er der Öffentlichkeit in der Ausstellung, die am 27. August ab 17 Uhr im Waltenschwiler Ortsmuseum zu sehen ist. Auch einige seiner ältesten, speziellsten Uhren sind Teil davon. So gibt es eine Comtoise-Uhr von 1720 zu bewundern, sowie einen antiken Wecker, der eine Melodie von einer Lochplatte abspielt. Das Kirchenuhrwerk müsse er leider zu Hause lassen, daran trage man etwas schwer, schmunzelt Anton Stierli.

Mehr Informationen zum Ortsmuseum Waltenschwil und der Uhrenausstellung unter www.waltenschwil.ch.