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In Görlitz gibt es 4.000 Denkmäler und die Neue Synagoge ist eines davon. Nach abgeschlossener Sanierung soll die Synagoge Ende Mai als europäisches Kulturforum mit einem großen Festakt wiedereröffnet werden. Im Prachtbau sind dann wieder jüdische Gottesdienste möglich.

Auferstanden aus den Trümmern gilt dies insbesondere für die Neue Synagoge in Görlitz. Die umfangreichen Instandsetzungsarbeiten an der ehemaligen Kirche waren im Dezember fast abgeschlossen und der imposante monumentale Bau soll daher als europäisches Kulturforum eingeweiht werden. Doch die Corona-Pandemie verhinderte die Zeremonie. So könnten Handwerker noch Rest- oder Reparaturarbeiten erledigen und Tontechniker die Konferenztechnik akustisch an den Raum anpassen.

Die Novemberpogrome am 9. November 1938 überstand die Neue Synagoge nahezu unbeschadet. Die Stadtfeuerwehr löschte den Brand, den die Nationalsozialisten auf dem Gebäude gelegt hatten. Details sind bis heute unklar. Andererseits ist klar: Erst im Sozialismus der DDR wurde die ehemalige Kirche im Stadtpark dem Verfall und der Zerstörung preisgegeben. Erst vor 40 Jahren wurde eine Gruppe systemkritischer Jugendlicher, darunter Carsten Scholz, auf den Verfall der Synagoge aufmerksam.

Wir hatten immer die Synagoge vor Augen, was für uns ein offenes Fragezeichen war. Es hatte etwas mit den Verbrechen der Nazis zu tun und wenn das unbemerkt bleibt, dann stimmt etwas mit der Gesellschaft nicht.

Durch einige Aktionen gelang es den Jugendlichen, die marode Synagoge wieder in die Öffentlichkeit zu bringen und so wurden in den 1990er Jahren erste Bestands- und Sicherungsarbeiten durchgeführt.

Doch erst nach der Friedlichen Revolution begann die schrittweise Renovierung des ehemaligen Gotteshauses.

Immer wieder flossen Gelder ein und mit ihrer Hilfe wurde die Synagoge als sogenannte „bespielbare Baustelle“ wieder nutzbar gemacht. In der Synagoge gab es Konzerte, Lesungen und in der ehemaligen Kirche wurde der Brückenpreis der Europastadt Görlitz/Zgorzelec verliehen. Später musste die „bespielbare Baustelle“ schließen. Es gab Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Besucher. Vor etwa vier Jahren begann ein neues Kapitel. Die Fördergeber von Bund und Ländern haben beschlossen, den letzten großen Bauabschnitt zu finanzieren, erinnert sich Görlitzer Oberbürgermeister für Bau und Kultur Michael Wieler.

Knapp fünf Millionen Euro wurden in den letzten Jahren für die Sanierung der Synagoge aufgewendet und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Viele Details wurden wiederentdeckt und liebevoll renoviert. Sehenswert sind die Stuckarbeiten, die Gitter, die Treppenhäuser im Jugendstil oder die riesige Kuppel sowie die neu gestaltete Außenanlage inklusive Treppen. Künstler haben moderne Theken für den Eingangsbereich geschaffen.

Die Leuchter wurden nach historischen Vorbildern nachgebaut. „Die Lampen zeugen vom Können sächsischer Handwerker damals und heute“, staunt Görlitzer Bürgermeister Octavian Ursu noch immer.

Die Synagoge ist einzigartig in Deutschland. Auch die Lampen, handgefertigt in Sachsen! Wir sind ein bisschen stolz, dass wieder alles so gelaufen ist.

Die aufwendige Restaurierung der Görlitzer Synagoge gelang nicht nur mit Hilfe von Fördermitteln. Auch viele kleine und große Spenden von privaten und geschäftlichen Spendern halfen. Das besondere Highlight ist die Werktagssynagoge, die in einem Nebenraum eingerichtet wurde. Damit erhält der Prachtbau seinen spirituellen Zweck als jüdische Kultstätte zurück.

Die Görlitzer Kulturservice GmbH soll die neue Synagoge künftig als europäisches Kulturforum betreiben. Die alte Synagoge am Rande der Altstadt wurde von einer Privatperson restauriert und nutzt die ehemalige Kirche als literarisches Haus für Lesungen und kleine Konzerte. Auch diese alte Synagoge wurde auf diese Weise vor dem Verfall bewahrt. Natürlich hat die Corona-Pandemie auch das Literaturhaus „Alte Synagoge“ ausgebremst, ebenso wie seine große Schwester, die Neue Synagoge. Seine Eröffnungsfeier im Dezember scheiterte an Corona. Der Kulturdienst arbeitet noch an einem Nutzungskonzept.

Es soll vor allem hochwertige Veranstaltungen geben: Tagungen, Konzerte, Lesungen. Dieses Haus ist beeindruckend und wenn man darin steht, spürt man auch die Verantwortung. Wir freuen uns auf die Wiedereröffnung.

Die Neue Synagoge soll am 28. Mai 2021 nach 30-jähriger Renovierung mit einem großen Festakt wiedereröffnet werden, um ihrem Charakter gerecht zu werden. Dort werden sich wohl alle von Rang und Namen in Görlitz versammeln. Das war nicht anders, als die Neue Synagoge am 7. März 1911 nach nur zweijähriger Bauzeit eingeweiht wurde.

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 28.12.2020 | 17:45 Uhr

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