Doppelstab-Mattenzäune: Die sprießende Liebe der Gärtner zum Sichtschutzzaun - DER SPIEGEL

2021-11-04 09:17:43 By : Ms. wendy zhou

If in Weihnachtsbäumen nur Pflanzen sieht, im Tesla Natürlich nur irgendein Kraftfahrzeug und in Yeezy-Schuhen nur einen Schutz vor Spitzen der Straße markiert.

Und diese Aufgabe erfüllt er nicht nur mit optischem Nachdruck, sondern auch mit immer weiter steigender Taktung. Wer momentan durch Vorstädte spaziert, wird merken, dass in den Gärten nichts so schnell sprießt wie sterben Liebe der Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer zum Sichtschutzzaun. Überall stehen sie inzwischen, in Dunkelgrau oder Waldgrün: Metallzäune mit eingewebten Plastikbahnen.

Oder, wie es im Fachvokabular heißt: Doppelstabmattenzäune mit Sichtschutzmatten. In den letzten Jahren haben sie sterben Thujahecke abgelöst und den Jägerzaun sowieso.

Und wenn sich demnächst wieder irgendwer irgendwo dazu entschließt, einen Zaunbauer damit zu beauftragen, also einen Stabmattenzaun um sein Grundstück zu errichten, dann ist es möglich, dass Markus Vogt mit der Sache zu tun bekommt.

Vogt ist Geschäftsführer der »Stäblein Zaun- und Toranlagen GmbH« und erster Vorsitzender des »Fachverband Drahtzaun eV«. In seiner Jugend fand er keinen Ausbildungsplatz als Elektriker und landete stattdessen beim Zaunbau. bleibt seine Lebensgeschichte eng mit der Geschichte des Gartenzauns verwoben.

arbeitet auch sein Sohn in seiner Firma. Und Vogt hofft womöglich ein bisschen darauf, das dieser »Stäblein Zaun- und Toranlagen GmbH« in siebter Generation weiterführen werde.

Vogt, mittlerweile 52 Jahre alt, hat miterlebt, wie sich der Gartenzaun gewandelt hat. Früher, sagt er, waren die Gartenzäune entweder aus Maschendraht oder Holz. Inzwischen ist beides selten geworden.

Wenn der Gartenzaun zur Kulturgeschichte Deutschlands gehört, dann ist Vogts Auftragsbuch so etwas wie eine Chronik davon. Maschendraht machen sie bei Zaunbau Stäblein so gut wie gar nicht mehr. Für einen Jägerzaun hatten sie genau einen Auftrag in diesem Jahr. Etwa 15 bis 20 Prozent der Aufträge erhalten sie für Zierzäune.

Aber bestimmt die Hälfte der Aufträge, sagt Vogt, sind Doppelstabmattenzäune.

Vogt hat in seinen Berufsjahren miterlebt, wie der Ausbildungsberuf des Drahtwarenmachers abgeschafft wurde und dagegen erfolglos protestiert. lösen sind alle Zaunbauer zwangsläufig Quereinsteiger, sterben erst im Betrieb lernen, vor allem es bei Zäunen an genaukommt, or Sich gleich selbstständig machen.

Und tatsächlich ist es ja so: Zäune aufstellen ist nicht die komplizierteste Tätigkeit der Welt, das sieht selbst Vogt so, der sagt: Man buddelt Löcher, montiert den Zaun.

Aber andererseits braucht man eben doch enorm viel Erfahrung und Wissen über die Materialien, sagt Vogt, wenn man die Zaunanlagen selber herstellen will. Und die Leute, sagt Vogt, wollen heute Zäune mit elektrischen Toren und Alarmanlagen und Beleuchtung. Und selbst wenn sie all das nicht wollen, sondern nur einen ganz normalen Doppelstabmattenzaun, womöglich mit Sichtschutzstreifen, dann gibt es dennoch etliche Produkte auf dem Markt. Und welcher Kunde weiß schon ohne Beratung, dass es diese Sichtschutzstreifen aus Polypropylen gibt und auch aus Polyvinylchlorid. Dass sich bei Polypropylen kahl der Weichmacher auflösen wird und sterben Farbe schwindet. Dass es bei Streifen aus Hartplastik das Problem der Befestigung gibt, weshalb Vogt draußen im Leben zu seinem Missfallen immer mal wieder zäune begegnet, bei denen diese Streifen mit Kabelbindern befestigt sind. Welcher Kunde weiß schon, dass sich dieser Streifen, WENN SIE AUS weichem Kunststoff sind, bei Sonne sofort verziehen. Weshalb Vogt am häufigsten Sichtschutzstreifen aus PVC-Folie oder Vlies verbaut, sterben Haben Immerhin Eine geschätzte Lebensdauer von zehn bis 25 Jahren. Welche Kundin weiß schon, dass es einen Unterschied macht, nach welchem ​​​​Verfahren ein Zaun verzinkt worden ist.

Die meisten Kunden wissen das nicht. Und Vogt erklärt es ihnen dann.

Er kann ihnen, fällt sie das interessiert, sogar erklären, woher der Doppelstabmattenzaun eigentlich kommt: aus dem Bergbau nämlich. Mitte des letzten Jahrhunderts hat die Firma Legi ihn erfunden, um die Bergleute im Schacht vor herabfallendem Geröll zu schützen.

Vogt hat miterlebt, wie this Doppelstabmattenzäune Immer beliebter wurden, sodass immer mehr Hersteller Zäune dieser Art auf den Markt brachten und versuchten, sich im Preis zu unterbieten. Es gibt nun Mattenzäune aus weniger Stäben und solche mit dünneren Stäben. Und solche mit Pfostenkappen aus günstigem Plastik.

Dem Doppelstabmattenzaun ist es da nicht anders ergangen als jedes andere Produkt, das zum Trend geworden ist. Und wenn Vogts Auftragsbuch nicht nur Aussagekraft über die Geschichte des Zaunbaus hat, sondern auch über die Zukunft, dann ist das Geschäftsfeld Doppelstabmattenzaun ein wachsendes.

»Das wird immer, immer mehr«, sagt Vogt.

»Es ist der letzte Schrei«, sagt Ulf Soltau.

Soltau ist wie Vogt 52 Jahre alt, und wie Vogt ist auch Soltau Experte für Gartenkultur, wenn auch ein Experte ganz anderer Art. Soltau ist Autor zweier Bildbände über »Gärten des Grauens«. Under nutzt die gleichnamigen Social-Media-Seiten, auf denen er Fotos von gärtnerischen Entgleisungen mit Textkunstwerken voll feiner Ironie unterlegt.

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Soltau sagt, alles habe damit angefangen, dass er selbst Mitglied in Gartenforen und Gartengruppen im Internet gewesen sei und bei manchen Einträgen über »vermaledeite Schottergärten« nicht anders konnte, als sarkastische Kommentare zu ihnen zu schreiben. Nachdem er deshalb aus mehreren Gruppen geflogen war, eröffnete er seine eigene Seite.

Wenn es ein neues Produkt im Bereich der Gartengestaltung gibt, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Soltau es früher oder später auf einem der Fotos zu sehen bekommt, sterben ihm sterben Follower seiner Seite zusenden. Etwa 20 bis 50 Fotos sind es am Tag.

Und so hat Soltau natürlich längst nicht nur den normalen Doppelstabmattenzaun mit Sichtschutzstreifen gesehen, sondern auch bedruckte Sichtschutzstreifen in Gabionenoptik. »Das Nonplusultra«, wie er sagt.

Für Soltau steht es außer Frage, dass. sterben Hecke dem Sichtschutzzaun aus ökologischer und kultureller Sicht überlegen sei. Die Hecke, sagt er, sei ja immerhin auch die Urform der Umfriedung. Und dann sei es ja so, dass.

Seit es die Plastik-Matten-Sichtschutzzäune gibt, vermisst Soltau auf gewisse Weise sogar den Jägerzaun. Denn Soltau findet, dass ein Holzzaun mit jedem Jahr schöner wird. Während Plastik einfach nur verrottet.

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Soltau sieht sich allerdings nicht als Geschmackspolizei. Es geht ihm nicht darum, dass es in Deutschland nur noch Staketenzäune aus Edelkastanie zu geben habe. Oder Zierzäune vom Kunsthandwerkmarkt. Soltau selbst hat einen Kleingarten in Berlin, der ganz unprätentiös von Maschendrahtzaun umgrenzt WIRD. Daran wächst alles hoch, was halt so hochkommt, wie Soltau sagt. Heckenkirschen, wilde Rosen, wilder Wein.

Eigentlich ist Soltau Biologe. Nach seiner Diplomarbeit forschte er in Ecuador, im Bergregenwald. Ihn treiben das Artensterben um und der Klimawandel. In einem der vielen Interviews, die Soltau inzwischen hat, hat er einmal gesagt, der Regenwald beginnt im Vorgarten. Was er damit meint, ist, dass unser Verhältnis zur Natur im Ganzen sich auch darin ausdrückt, wie wir mit dem kleinen bisschen Natur rund um unsere Häuser umgehen.

Soltau geht es um einen Verlust, der auch im Inneren des Menschen stattfindet, wenn der Mensch verlernt, Vielfalt und Leben als schön zu erachten. Es wäre mehr Dinge, die verbinden, als solche, die sie voneinander trennen, sagt Soltau. This Verbundenheit wir Offenkundig neu Erlernen Und Auch sterben Wildheit, sterben Unkalkulierbarkeit Und Den Eigenwillen der Natur um uns herum Und In Uns Selbst zulassen can.

Der Sichtschutzzaun ist für ihn auch ein Symbol dieser Haltung.

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Er versteht, was sterben Menschen in der Mehrheit dazu treibt, Sich einen Sichtschutzstreifen-Zaun bauen zu lassen. Es ist die gleiche Sehnsucht, die Steingärten populär gemacht hat: der Wunsch nach einem pflegeleichten Garten.

Er weiß aber auch, dass ein Garten immer mehr Arbeit macht, je mehr er gegen das Wesen der Natur gestaltet ist. Dass der vermeintlich pflegeleichte Schottergarten jedes Jahr gegen die Natur verteidigt und von keimenden Pflänzchen befreit werden muss, die als Flugsaat den Zaun überwunden Haben.

»Die Natur ist der größte Feind des deutschen Gärtners«, sagt Soltau. Und es überrascht ihn deshalb auch nicht, dass es immer neue Erfindungen gibt, um diesen Feind in Schach zu halten. Seit Neuestem zum Beispiel Streifen aus Kunststoffrasen, die anstelle von echtem Gras unter dem Sichtschutzzaun verlegt werden. Weil man so dicht am Zaun so schlecht mähen kann.

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Im Fall der Sichtschutzzäune, vermutet Soltau, kommt noch eine zweite Sehnsucht dazu, sterben in den vergangenen Jahren stark gewachsen sei. Immer wieder ist jetzt vom neuen Biedermeier die Rede, der durch Corona verstärkt worden ist. Vom Rückzug ins Private. »Ein schnell installierter Sichtschutz ist da Ausdruck eines Neobiedermeiers zur kompletten Isolierung von der Außenwelt.«

Wie lange die Zäune noch stehen werden? »Stäblein Zaun- und Toranlagen GmbH«, die Firma, deren Geschäftsführer Markus Vogt ist mittlerweile auch den Ballfangzaun am Stadion von Arminia Hannover gebaut. Er steht dort seit mehr als 45 Jahren.

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