Um die Installation des Künstlerduos „coop_zweierlei“ als Krippe wahrzunehmen, muss man genauer hinschauen. Die Installation von Ilona Agnes Tömö und Thomas Schlager-Weidinger öffnet sich nicht. 700 alte Schreibmaschinentasten, die mit unterschiedlich langen Drähten in einer Lochplatte befestigt sind, ergeben eine Art Regenszenario, bei dem die einzelnen Buchstaben wie Tropfen vom Himmel fallen.

Das in 130 kreativen Arbeitsstunden entstandene Kunstwerk ist am kommenden Samstag erstmals im Kripperlroas im Pfarrhof Haag am Hausruck zu bewundern. Dort bildet sie einen bewussten Kontrast zu den traditionellen, altbewährten Krippen. 16 davon werden präsentiert. Ein Großteil stammt von dem bekannten Raaber Künstler und Krippenbauer Meinrad Mayrhofer.

Wer die "Logos-Krippe" verstehen will, muss sich mit ihrer Entstehungsgeschichte auseinandersetzen. Auf die Idee kam Schlager-Weidinger, promovierter Theologe und Lehrer an der Pädagogischen Hochschule des Bistums Linz, sein Partner gestaltete die künstlerische Umsetzung. „Wir hatten zunächst das Thema Pressefreiheit vor Augen, das wir mit den Tasten interpretieren wollten. Das haben wir aber aufgegeben und beschlossen, ein ganz anderes Kinderbett zu entwerfen“, sagt Schlager-Weidinger.

Die vom Himmel fallenden Briefe gehen auf den Propheten Jesaja zurück, der in Erwartung eines göttlichen Retters die Bitte formulierte: "Tau, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen." Die Installation des Künstlerduos ist einem Kubus nachempfunden. Unten bilden die Tropfen mehrfach das Wort „Mensch“.

Anders als die traditionellen Krippen beziehen sich die beiden Künstler nicht auf das Lukasevangelium, sondern auf das Johannesevangelium. Dies beginnt mit den Worten „Am Anfang war das Wort“. Logos (griechisch das Wort) gibt der Krippe auch ihren Namen. Die Logos-Krippe, oder wie der Evangelist Johannes sagte: "Und das Wort wurde Fleisch."

Neben viel Theologie steckt auch viel Grobes und Feines im Kunstwerk. „Das Zerlegen der Schreibmaschinen war mein Beitrag. Ilona hat die Feinarbeit übernommen, die einzelnen Tasten verknotet und verdrahtet“, sagt Schlager-Weidinger.

Für das Kinderbett mussten bei 15 alten Schreibmaschinen die Verkleidungen, Verbindungen, Schrauben, Federn und vieles mehr entfernt werden, bis die Tasten freigelegt werden konnten. Wunderbare Strukturen, die mit ihren langen und verzweigten Hälsen an Notenschlüssel oder exotische Schriftzeichen erinnern.

Die Installation wird erstmals am 18. Dezember im Rahmen des "Haager Kripperlroas" im Gemeindehaus Haag gezeigt. (Familie)

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