Test: Nubert nuLine 284 Jubilee - Standlautsprecher in Cortenstahl-Optik

2022-10-01 00:35:17 By : Mr. Jack liang

Die Nubert nuLine 284 Jubilee kombinieren einzigartige Optik mit den Klangtugenden der nuLine-Reihe. Ein Test für Freunde des hervorragenden Klangs und des stilvollen Designs.

Im Jahr 2012 erblickte die nuLine-Serie das Licht der Welt. Seither sind die Lautsprecher dieser Reihe die meistverkauften und bekanntesten Produkte aus dem Nubert-Sortiment. Kein Wunder, dass die Schwäbisch Gmünder das 10-jährige Jubiläum der Serie entsprechend feiern wollten. Dazu ließen sie sich etwas ganz Besonderes einfallen, eine Edition, die mit einem einzigartigen Äußeren aufwartet. Wir konnten uns ein Paar der Nubert nuLine 284 Jubilee Standlautsprecher für unseren Test sichern. Es gibt die Edition aber auch als Regallautsprecher Nubert nuLine 34 Jubilee.

Als wir die Nubert nuLine 284 Jubilee auspacken sind wir doch ziemlich verblüfft. Sicher, wir haben die Lautsprecher auf Bildern bereits gesehen. Doch auf diesen sieht es eher so aus, als ob diese ein speziell lackiertes Gehäuse in Holzoptik hätten. Aber dieser Eindruck trügt. Nein, tatsächlich sehen sie wie verrostet aus. Als ob ein Stahlträger mehrere Wochen den Elementen ausgesetzt worden wäre und dann daraus ein Lautsprechergehäuse gebaut wurde. Und auch wenn sicher einige unserer Leserinnen und Leser das Wort „verrostet“ negativ assoziieren, die Nubert nuLine 284 Jubilee sind einfach der Hingucker. Diese Rostoptik ist derart faszinierend, dass wir nicht wegsehen können. Immer wieder nähern wir uns den Lautsprechern. Schauen uns die Oberfläche aus der Nähe an und fühlen mit unseren Händen über die Speziallackierung, die an jeder Stelle anders aussieht. Und damit nicht genug, auch wirken die Lautsprecher (wir haben die Nr. 5 und 6 der Special Edition) zwar auf den ersten Blick gleich, aber eben nur auf den ersten Blick. Betrachten wir sie genauer, fallen uns die kleinen Unterschiede der Beschichtung auf. Doch wie entsteht solch eine einzigartige Rost-Optik?

Zunächst wird das Gehäuse der Lautsprecher ganz „normal“ aus Holz gefertigt. Dann kommt ein Lack darauf, der einen extrem hohen Echtmetall-Anteil hat. Anschließend wird eine schwache Säure aufgebracht, die dafür sorgt, dass das Metall oxidiert. Dies geschieht alles in Handarbeit bei einem Fachbetrieb in Franken – made in Germany! Auch während der Oxidationsphase, die mehrere Tage dauert, wird per Hand immer wieder durch Verstreichen und Bürsten dafür gesorgt, dass die Oberfläche gleichmäßig „rostet“. Damit der Lautsprecher aber nicht nur einfach rostrot wird, unterbricht der Lackierer den Oxidationsprozess nach einer bestimmten Zeit. So bleibt seine einzigartige Struktur erhalten. Damit der Lack nicht abfärbt wird eine Schicht Mattlack aufgetragen. Diese schützt in beide Richtungen. Zunächst oxidiert die Oberfläche nicht weiter und wir Nutzerinnen und Nutzer müssen keine Angst vor dreckigen Händen haben. Wir können einfach darüberstreichen und unsere Haut bleibt sauber.

Allerdings weist Nubert freundlich darauf hin, dass der Lautsprecher weiter oxidieren könnte, wenn er in Umgebungen mit hoher Luftfeuchtigkeit aufgestellt oder er feucht abgewischt wird. Von einer Aufstellung in der Sauna ist demnach abzusehen. Aber Spaß beiseite. Wer sich trotz unserer Bilder nicht vorstellen kann, wie die Lautsprecher-Oberfläche nun genau aussehen, den empfehlen wir einen Gang durch die Nachbarschaft. Sogenannter Cortenstahl wird nämlich gern in der Architektur oder bildenden Kunst eingesetzt. Er zeichnet sich dadurch aus, dass seine Oberfläche stark oxidiert, während darunter eine Sperrschicht ist, die ihn vor weiterer Korrosion schützt. Architekten setzen diesen Stahl gern ein, um Gebäuden einen besonderen Akzent zu verleihen. Auch Künstlerinnen fertigen Skulpturen häufig aus diesem Material. Wann immer sie also ein Gebäude mit Rostansatz sehen: es handelt sich um Cortenstahl und die Rost-Optik ist Absicht.

Wir sind uns in der Redaktion einig, dass diese besondere Lautsprecher-Veredlung in traditionellen HiFi-Kreisen sicherlich polarisieren wird. Klar ist auch: diese Lautsprecher wollen sich zeigen und in Szene gesetzt werden. In der richtigen Wohnumgebung – gern puristisch oder industriell geprägt – kommen die nuLine 284 Jubilee mit ihrem Cortenstahl-Finish besonders gut zur Geltung. Ihre Freunde und Gäste werden staunen, so viel ist sicher.

Nun fragten wir uns trotzdem, weshalb Nubert ausgerechnet eine oxidierte Oberfläche wählt, um das Jubiläum der nuLine-Serie zu feiern. Die meisten Hersteller würden doch vergoldete oder Hochglanzlacke für ihre Geburtstagskinder verwenden. Wir haben Nubert genau das gefragt und die Antwort war wirklich interessant.

Zunächst wollten die Schwaben etwas Unverwechselbares schaffen. Da das Oxidieren zu einzigartigen Oberflächen führt, ist das schon einmal vortrefflich gelungen. Dann wollten sie auch zeigen, dass selbst Etwas, das von außen alt und abgenutzt aussieht, innen absolut top sein kann – eben wie die nuLine 284 Jubilee. Was nämlich auch uns nicht bewusst war: Nubert aktualisiert seine Lautsprecher permanent, ohne die Preise dafür zu erhöhen oder gar eine neue Generation ins Leben zu rufen. Wir alle kennen ja Hersteller, die ein paar Bauteile bei ihren Lautsprechern aktualisieren, diese dann als MKII bezeichnen und anschließen teurer verkaufen. Nubert geht diesen Weg nicht, sondern hält seine Serien auf dem Niveau der Zeit, ohne aber deren Klangprofil zu ändern. So sind sie weiterhin mit „älteren“ Produkten kompatibel. Und genau dieses Verhältnis von Alt zu Neu vermittelt die Optik der Nubert nuLine 284 Jubilee: Außen alt und innen topaktuell.

Die Nubert Standlautsprecher sind schnell aufgebaut. Wir müssen nur die Füße anschrauben und das war’s schon. Wollen wir die Lautsprecher nicht „nackt“ dastehen lassen, dann können wir die mitgelieferte Abdeckung anbringen. Diese wird eingesteckt und passt wunderbar zur restlichen Optik der Jubiläums-Lautsprecher. Es ist nämlich ein Metallgitter, was deren Industriecharme perfekt widerspiegelt. Richtig gut gefällt uns der Nubert-Namenszug am Gitter, der in einem roten Kupferton zu sehen ist.

Um die Nubert Lautsprecher an den Raum anzupassen, können wir auf der Rückseite per Kippschalter den Bass absenken oder die Höhen verstärken, in neutral stellen bzw. abschwächen. Wichtig ist noch anzumerken, dass die Nubert nuLine 284 Jubilee zwar einzeln verkauft werden, aber es einen linken und einen rechten Lautsprecher gibt. Auf der Rückseite der Lautsprecher steht die entsprechende Seite. Oder man orientiert sich am Hochtöner, denn der sollte nach innen schauen. Dann steht die Lautsprecherbox auf der richtigen Seite.

Anschließen können wir die nuLine 284 Jubilee an jeden Verstärker. Entweder einfach oder im Bi-Amping- bzw. Bi-Wiring-Modus. Das entsprechende Anschlussterminal ist vorhanden.

Bestückt sind die Nuberts mit einem 2,6 Zentimeter großen Hochtöner mit Seidengewebekalotte sowie einem Mitteltöner mit Glasfaser-Sandwichmembran. Dieser misst im Durchmesser 12 Zentimeter. Ergänzt werden die Beiden durch drei Longstroke-Tieftöner mit Polypropylenembran und 18 Zentimeter Durchmesser. Der Frequenzgang der Boxen reicht von 30 bis 23000 Hz.

Unseren Klangtest der Nubert Jubiläums-Lautsprecher starten wir mit diversen Filmen. Wir schauen etwa in „Free Guy“ – einer herrlichen Komödie, die trotz der scheinbar oberflächlichen Videospiel-Thematik sogar echten Tiefgang besitzt. Zunächst sind die Stimmen grandios verständlich. Selbst wenn es in den Actionszenen richtig laut wird, ist die Sprache immer perfekt zu hören. Dann macht der Bass, bei der eben erwähnten Action, mächtig Spaß. Es kracht und wummert perfekt. Die tiefen Frequenzen erfüllen den Raum mit einer Kraft, die einen Subwoofer vermuten lässt. Doch der ist bei den Nubert nuLine 284 Jubilee nicht notwendig.

Dann hören wir nochmal mehr auf die Geräuschkulissen. Die bauen sich sehr plastisch auf. Wir hören in die Tiefe des Raums und die Lautsprecherboxen treiben den Ton sogar weit ins Zimmer hinein. Die Details sind vortrefflich dargestellt. Da macht der Film gleich nochmal so viel Spaß.

Und da wir schon beim Film sind, werfen wir noch mehrere Blicke in „Star Wars: Das Erwachen der Macht“. Hier werden die Actionszenen und auch die leisen Momente genauso brillant in Szene gesetzt. Der Filmsound wirkt lebendig und greifbar.

Die Nubert nuLine 284 Jubilee machen Filme akustisch sehr lebendig. Wir vermuten allerdings, dass sich diese schicken Lautsprecher vor allem Freundinnen und Freunde der Musik ins Zimmer oder – passender – Industrie-Loft stellen wollen. Also hören wir mal, wie sie hier abschneiden. Als Erstes wählen wir ein sanftes Jazz-Album: „When I Was“ von Taranczewski. Die leisen und doch intensiven Töne des ersten Tracks „Coco“ meistern die Jubiläums-Lautsprecher von Nubert mit Bravour. Die wahnsinnig tiefe Basstrommel, die ziemlich am Anfang des Stücks mit zwei Schlägen einsetzt, dringt kraftvoll an unsere Ohren und lässt sogar ein wenig den Bauch kribbeln. Hierzu muss gesagt werden, dass viele Lautsprecher diese Bassdrum nur halb so gut oder gar nicht darstellen.

Der schöne Hall, der die gesamte Musik umgibt, manifestiert sich sehr greifbar in unserem Testraum. Auch die Ortbarkeit der Instrumente ist hervorragend. Wo steht das Klavier? Wo ist der Bass? Na, hier und dort! So macht Jazzhören wirklich Spaß.

Daneben lauschen wir noch diversen Klassik-Tracks und Rock. Auch modernen Techno und Pop spielen wir über die Nubert nuLine 284 Jubilee. Immer wieder sind wir begeistert von der Neutralität und Plastizität der Präsentation. Wobei die Lautsprecher trotz aller Industrie-Optik nie kühl klingen. Sie schaffen es immer, trotz aller Neutralität, das Musikalische der Darbietung herauszuarbeiten.

Da wir in dieser Ausgabe der AUDIO TEST auch Schallplattenspieler wie etwa den Pro-Ject A1 testen, nutzen wir doch gleich die Gelegenheit. Wir legen Gregory Porter auf und hören „Take Me To The Alley“. Und auch hier machen die Nubert genau das, was Lautsprecher machen sollen. Sie greifen die analoge Wärme der Schallplatte auf und setzen sie perfekt in Töne um. Das ist eine wahre Freude. Da versinken wir im Hörplatz und sind einfach nur begeistert.

Am Ende unserer vielen und vielen Stunden wissen wir gar nicht mehr, von was wir mehr begeistert sein sollen: Vom Aussehen der Nubert nuLine 284 Jubilee oder von ihrem Klang. Dieser ist praktisch für alle Anwendungen geeignet. Wer also das Pech hat und keine der limitierten Jubilee-Editions-Lautsprecher ergattern kann, der sollte dann auf jeden Fall die „normalen“ Nubert nuLine 284 als heimische Audiokünstler engagieren. Das wird er oder sie garantiert nicht bereuen.

Die Nubert nuLine 284 Jubilee sind in streng limitierter Version bei Nubert erhältlich. Der Preis für das Paar liegt bei 2854 Euro.

Webseite: https://www.nubert.de/lautsprecher/lautsprecher-sets/nuline-sets/nuline-284-sets/

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 04/2022.

▶ Lesen Sie hier: Test: Nubert nuBoxx B-60 – Standlautsprecher (2,5 Wege)

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ist Hörspielmacher, Autor und Journalist. Ob beim Geräuschemachen, Musik für ein Hörspiel abmischen oder die beste EQ-Einstellung für den Sound einer Stimme finden, immer ist er auf der Suche nach dem richtigen Klang. Beim Verfassen von Testberichten nimmt er mit Vorliebe die Perspektive des Hörers bzw. Nutzers ein. So zählen für ihn Klang und Bedienbarkeit viel mehr als emotionslose Messdaten.