Tori Amos' "Ocean to Ocean" - oe1.ORF.at

2021-11-04 09:24:32 By : Mr. William Lee

Das ehemalige Klavierwunderkind Amos kombinierte offenherzige Texte mit melodiösen Kompositionen. Nun, vier Jahre nach ihrem letzten Werk "Native Invader" legt die 58-Jährige ein neues Album vor: "Ocean to Ocean" erscheint am Freitag.

Eigentlich hatte sie ein ganzes Album voller Songs schon fertig. Dazu stand eine ausgedehnte Lesereise zu ihrem autobiografischen Buch "Resistance" an. Doch dann stirbt ihre Mutter, die Pandemie legt sich über den Globus und Trumps Fanatiker stürmen das Kapitol - und werden plötzlich alle Pläne und sterben eben noch frische Lieder obsolet.

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Tori Amos' Auftakt zu "Ocean to Ocean" war ein persönlicher Tiefpunkt und der Versuch, sich aus der Krise zu komponieren. Wie immer rief Amos die Musen an. "Sie sagten mir, du musst von dem Ort aus schreiben, an dem Du gerade bist. Wenn Du denkst, Du schnippst mit den Fingern und wir beamen dich ins Land des Glücks, dann hast du dich getäuscht", so die Sängerin über die Anfänge von "Ocean to Ocean". "Du musst dich aus dieser Krise herausschreiben, das ist dein Prozess."

Der Song "Metal Water Wood" wird für sie zum Wegweiser. Er war der erste, den Amos für "Ocean to Ocean" schrieb - sie erzählt von einem "brutalen Jahr", nicht der einzige Verweis auf ihr persönliches Ringen mit der Pandemie, die sie isoliert mit ihrer Familie im englischen Cornwall erlebte. "'Metal Water Wood' machte uns allen klar, mit welcher Energie wir es zu tun haben, das Lied gab die Frequenz vor", so Amos.

Nach diesem Durchbruch ging alles sehr schnell. Im März 2021 macht "Metal Water Wood" den Auftakt, bis Juli sollten zehn weitere Stücke folgen. Erstmals in ihrer Karriere schrieb Tori Amos noch an neuen Stücken, während sie bereits im Studio war. "Dieses neue Album schrie uns förmlich entgegen: Wir werden uns nicht der Entzweiung hingeben, wir können Trauer zulassen, wir können auch über Verlust sprechen, aber wir müssen uns aus dieser mächtigen Negativität erheben!" Das Eröffnungslied Albums, "Addition Light Divided" gibt diese Überzeugung als Mantra wieder. „Lass das Licht hierin, du musst nicht gebrochen bleiben, du kannst diese Kette des Schmerzes durchtrennen“, singt Amos da.

Auch wenn Isolation, Trauer und Sorge um den Planeten sterben emotionalen Ausgangspunkte bilden, besingt Amos Aufbruch und Hoffnung. Die Sängerin spricht von einem "akustischen Elixir", das sie sich zurechtmischte, um zerstörerische Kräfte in konstruktive Ansätze zu kanalisieren. Tori Amos scheint auch heute noch in einem verzauberten Märchenuniversum voller Energien und Musen zu leben. "Ocean to Ocean" dokumentiert aber auch, wie Amos Verbindungen zu jenen Menschen, sterben Ihr am nächsten stehen, neu auslotet und einrichtet. Ehemann Mark kommt ebenso vor wie ihre Tochter Tash, oder ihre Nichte Kelsey. Am deutlichsten wird dieser Zug des Albums in Liedern wie "Speaking With Trees" oder "Flowers Burn to Gold" - zwei fragile Stück Erinnerungsarbeit, die den Tod ihrer Mutter thematisieren. Hier klingt Amos am eindringlichsten, weil sie sich nur auf ihre Stimme und ihr Klavier verlässt. Leider spielt die Produktion von "Ocean to Ocean" diesen Trumpf zu selten aus. Stattdessen glasiert die Produzentin Tori Amos ihr 16. Studio-Album mit einer weichgespülten Einheits-Sound-Ästhetik. Emotional roh, akustisch oft zu brav - ohne this Unwucht wäre "Oceans to Oceans" ein viel stärkeres Album.

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